So wird die Immobilie altersgerecht

„Die barrierearme Wohnung“ – das klingt zunächst funktional und steril. Doch wer seine Immobilie vorausschauend plant oder durch clevere Modernisierungen fit für die Zukunft macht, steigert gleichzeitig den Komfort und die Chance, möglichst lange selbstständig in den eigenen vier Wänden zu leben. Wie, das verrät Architekt Sven Haustein.

1. Planungsgrundlagen und Vorschriften:

Achten Sie auf die Formulierungen im Kauf- oder Bauvertrag. „Seniorenwohnung“ oder „altengerecht“ ist nur das, was sich der Anbieter darunter vorstellt. Besser ist es, wenn konkrete Leistungen mit der DIN 18040-2 übereinstimmen – nur dann darf sich eine Wohnung auch „barrierefrei“ nennen.

2. Schwellenabbau und rutschfester Boden:

Türschwellen und Teppichkanten können nicht nur im Alter zur Stolperfalle werden und sollten deshalb zurückgebaut werden. Durchgehende Bodenbeläge schaffen zudem eine harmonische Optik. Eine rutschfestere Alternative zu Fliesen und Parkett können fußwarme Bodenbeläge aus Kork und Linoleum sein. Lose Teppiche unbedingt sicher fixieren und „zottelige Hochflor-Auslegeware“ vermeiden.

3. Türen und Durchgänge:

Ihre Verbreiterung kann tief greifende bauliche Veränderungen notwendig machen, daher alle Türen am besten von vorn- herein mit 90 cm lichtem Durchgang planen. Der großzügige Schnitt erfreut auch das Auge. Wer Trockenbauwände einsetzt, tut sich mit späteren Änderungen leichter. Idealerweise lassen sich Türen stets nach außen öffnen – das erleichtert zum Beispiel das Aufrichten von gestürzten Personen im Notfall.

4. Handläufe und Haltegriffe:

Jede einzelne Stufe wird bei schwindender Mobilität zum Hindernis: Handläufe geben nicht nur Senioren Halt. Im übrigen Teil der Wohnung können Haltegriffe helfen, sich sicher und selbstständig zu bewegen.

5. Elektrik und Licht:

Tiefliegende Steckdosen nach Möglichkeit höher verlegen. Kabelkanäle verhindern Stolperfallen und schaffen optisch Ruhe. Helle, aber nicht blendende Beleuchtung ist gerade bei verringerter Sehkraft von Vorteil. Nachtlampen können dementen Menschen Orientierung bieten, auch Bewegungssensoren als Lichtschalter im Flur helfen im Alter.

6. Badezimmer:

Bodengleiche Duschen sind nicht nur aktuell schwer in Mode, sondern ermöglichen auch bei schwindender Mobilität in Kombination mit einer Sitzgelegenheit unter der Dusche eine selbstständigere Körperhygiene. Den Einstieg in die Badewanne erleichtern eine Wannentür oder ein Wannenlift.

7. Küche:

Hier können Auszüge und Apothekerschränke den Zugang zu Vorräten erleichtern und den Stauraum erhöhen. Ein Hochbackofen ist nicht nur optisch ansprechend, sondern schont auch den Rücken. Gleiches gilt für die Spülmaschine. Für Rollstuhlfahrer sollten Arbeitsflächen und Kochstelle unterfahrbar sein.

„Die KfW bezuschusst den altersgerechten Umbau durch Förderprogramme und zinsgünstige Darlehen – das muss aber zwingend vor Beginn der Baumaßnahme beantragt werden“, rät Schwäbisch Hall-Experte Sven Haustein Modernisierungswilligen. Auch einige Bundesländer halten Fördertöpfe bereit. Wer bereits Leistungen aus der Pflegeversicherung erhält, hat Anspruch auf bis zu 4.000 Euro zur Verbesserung seines Wohnumfelds oder für technische Hilfsmittel.
(bsh)

Bildquellen

  • Senior: unsplash - Neill Kumar

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

vier × 3 =