Über die Zukunft der Hausverwaltung (und was das für unsere Kunden bedeutet)

Der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig. Sei es im Handwerk, im Dienstleistungssektor oder bei der öffentlichen Hand: sie fehlen überall, die Fachleute. So ist es auch im Bereich der Immobilienbewirtschaftung. Doch während in anderen Bereichen die Hürden für Nachwuchs und Quereinsteiger häufig gesenkt werden, steigen die Ansprüche im Bereich der Immobilienverwaltung.
Viele Experten haben sich bereits mit dem Thema Zukunft der Hausverwaltung beschäftigt; die für uns relevantesten fünf Punkte haben wir im Folgenden zusammengefasst:
- Fachkräftemangel: die Branche verliert jährlich zwischen 3.000 und 4.000 Fachkräfte (Unterschied zwischen Renteneintritt und Ausbildungsabsolventen plus Quereinsteiger).
- Komplexität: der Job des Verwalters wird immer anspruchsvoller und komplexer: Beispiele: Legionellenprüfung, Energieausweis, Fortbildungspflicht, Zertifizierung, Digitalisierung, energetische Sanierung. Eine Vielzahl von technischen Systemen und Schnittstellen sowie staatliche Regulatorik führen dabei zu einer zunehmend überbordenden Administration. Gefragt sind in Zukunft verstärkt Mitarbeiter mit Expertenwissen, die komplexe fachliche und zwischenmenschliche Probleme lösen können.
- Digitalisierung: die Hausverwalterbranche muss und wird sich weiter digitalisieren. Dies ist zwingend notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
- Steigende Kosten: Die Kosten für Personal, Mieten, Energie und IT (hier vor allem Lizenzkosten) steigen stetig.
- Portfolio-Bereinigung: ein Haus mit 20 Einheiten verursacht im Verwaltungsalltag kaum mehr Aufwand als eine Immobilie mit beispielsweise fünf Einheiten. Ein größeres Objekt ist aber wesentlich wirtschaftlicher zu verwalten als ein kleines Haus. Verwalter bereinigen ihre Bestände und kündigen kleinere und damit oft unrentable Objekte.
Wir können das alles bewältigen, keine Frage. Das Thema Fachkräftemangel bedarf allerdings besonderer Betrachtung.
Ich traf mich Anfang dieses Jahres mit unserem Kunden, dem Steuerberater und Unternehmensberater Andreas Schollmeier aus Moers. Im Gespräch haben wir auch über das Thema Fachkräfterekrutierung und -sicherung gesprochen. Ich fragte ihn, ob es im Bereich der Steuerberatung auch so schwierig sei, gutes Personal zu akquirieren. Die überraschende Antwort: Er habe in den letzten Wochen drei Leute eingestellt. Kein Headhunting, keine teuren Stellenanzeigen, sondern Empfehlungen aus den Reihen der eigenen Mitarbeiter seien die wichtigste Quelle dabei gewesen.
Was seine Mitarbeiter wohl am meisten schätzten an ihrem Arbeitgeber, war meine nächste Frage. „Ich habe vor zwei Jahren die 4-Tage-Woche eingeführt.“, war die scheinbar einfache Antwort.
Und weil alles so gut funktioniert, hat er ein Buch darüber geschrieben, das nach dessen Veröffentlichung zum Amazon-Bestseller wurde.
Dieses Buch ist eine Anleitung für Unternehmer in Sachen 4-Tage-Woche. Seit diesem Gespräch beschäftige ich mich mit diesem Thema, habe Weiteres gelesen und, was am wichtigsten erscheint, mit meinen Mitarbeitenden gesprochen. Was ich bei den jüngeren Kollegen schon aus Einstellungs- und Personalgesprächen gelernt hatte, hat sich bestätigt: neben Gehalt sind Freizeit und Unternehmenskultur die wichtigsten Kriterien bei der Arbeitgeberwahl. Beim Thema Gehalt können wir nur beschränkt punkten, ohne dass die Verwaltergebühren noch stärker steigen. Somit bleibt das Thema Freizeit.
Wir werden in einem sechsmonatigen „Feldversuch“ die 4-Tage-Woche erproben. Beginnend ab dem 01.07.2024 werden wir von montags bis donnerstags wie gewohnt für unsere Kunden im Einsatz sein. Das erhoffte Ergebnis: keine Einschränkung, sondern eine Sicherung unserer Servicequalität.
Ich danke allen Eigentümern, die uns bei diesem Schritt verständnisvoll begleiten.
Martin Reichhardt
Bildquellen
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